Montag, 15. November 2010
Situationsbericht Familienanalyse für Hilfspakete
die Analyse fand statt am 09.11.2010 und führte uns zu 5 Familien von insgesamt 54 in dem Dorf Duc Nhan 4 in dem Distrikt Duc Tho. Als ich in den Ort ging wusste ich bereits dass dies einer der am schwersten getroffenen Bereiche in Ha Tinh ist, der schon vorher zu einem der ärmsten Orte in Vietnam zählt und somit mit viel Leid zu rechnen ist. Die Flutanzeichen waren immer noch überall ganz deutlich zu sehen, ob an den Bäumen in Form von Wassermarken oder an Rissen oder Löchern in Häusern oder Häuserwänden.

Der erste Besuch führte uns zu der Familie, mit dem Familienoberhaupt Ngi thi Lam. Wir gingen zu ihrem Haus mit guter Stimmung, weil wir wussten dass wir ihre Situation durch unsere Unterstützung doch etwas verbessern können. Also betraten wir das Haus der Familie, doch auf diese Situation war ich nicht vorbereitet, vor mir stand die Frau Lam weinend an dem Ahnenaltar ihres Manns, der während der Flut gestorben ist. Ringend nach Worten suchte ich für mich einen Weg mit der Situation klar zu kommen, versuchte ich mit dieser furchtbaren Trauer umzugehen und dennoch bestimmt über die Lage der Familie und unsere Anliegen zu reden. Wie immer in Vietnam wurde ich freundlich an den Tisch gebeten um ein Glas grünen Tee zu trinken. Mit feucht roten Augen saß nun diese Frau vor mir, noch sichtlich tief traurig und am Boden zerstört. Sie erklärte uns dass das Wasser etwa 1m80 hoch im Haus gestanden hatte, das sie mit der Flut und dem Tod ihres Mannes nun die Familie, eine Tochter und ihre sehr alte behinderte Mutter alleine durchbringen muss. Ich schluckte mehrmals, die anfängliche Leichtigkeit mit der ich versucht die Analyse durchzuführen war mit einem Schlag weg, das Leben dieser schon so armen Familie berührte mich ungemein.

Ich erläuterte die Situation, erklärte ihr unsere Vorhaben und sicherte der Familie unsere volle Unterstützung zu. Wir einigten uns darauf dass ihnen am besten geholfen wäre wenn wir ein Schwein, Hühner und Saatgut zu Verfügung stellen, um ihnen so die Möglichkeit zu geben wieder schnell ein Einkommen zu erwirtschaften. Für mich war die Situation sehr schwer, wobei ich gedacht hatte nach meiner Arbeit mit Straßenkindern und Menschen in Extremarmut wäre mein Fell schon dick genug, doch ich wurde eines besseren belehrt. Wir verabschiedeten uns bei der Familie machten noch die benötigten aufnahmen und sicherten ihnen zu nächste Woche die Unterstützung zu übergeben.

Auch wenn es nur ein Tropfen auf den Heißen Stein ist, besonders bei solch großem Leid, ist es doch ein großer Gewinn den wir den Familien bringen können, sicherte Frau Tam uns noch zu ehe wir das Grundstück verließen.

Mit verflogener Leichtigkeit ging es nun weiter zu den nächsten Familien, die wir im Rahmen dieses heutigen Projektes besuchen konnten. Die nächste Familie war Familie Pham, ich war erleichter das in dieser Familie kein Mensch gestorben war und entspannte mich langsam wieder. Ich hatte die Möglichkeit mit Frau Pham zu reden, die mit Ihrer Tochter und 3 Enkelkindern zusammen in einem schon sehr alten Haus wohnt, was schon immer in Familienbesitz ist. Frau Pham, die niedliche liebe Oma, erklärte uns dass der Mann ihrer Tochter schon vor Jahren gestorben sei und diese nun die Familie alleine ernähren muss. Sie erzählte uns das die Flut ihr ganzes Einkommen vernichtet hat, die Tiere das Saatgut und Gemüse aber auch das Haus wurde nicht verschont. Wir einigten uns darauf die Familie mit Baumaterial zu unterstützen um vor dem nahenden Winter eine feste Behausung zu haben, die nicht mit Bambusstäben gesichert werden muss um ein einstürzen zu verhindern. Nach einem weiteren Tee verabschiedeten wir uns auch hier mit der Zusage einer Unterstützung dieser sehr armen Familie.

Die nächsten drei Familien waren nicht viel besser dran als die ersten, die Familien Ngi, Le und Hoang erzählten uns dieselben Dinge wie schon ihre Vorgänger. Alle hatte es sie durch die Flut sehr getroffen und ihre Lasten und Nöte, wie Frau Ngi die alleinerziehend ist mit drei Kindern und einem nun Baufälligen Haus, Die Familie Le deren Familienoberhaupt seit 7 Jahren nach eine Arbeitsunfall auf dem Feld nun im Rollstuhl sitzt eine Frau und ein Kind ernähren muss oder die Familie Hoang die mit ihrer 21 Jährigen stark behinderten Tochter so viel Leid erfahren musste. Wir waren uns einig das diese Familien auch ohne die Flutkatastrophe schon Unterstützung verdient hätten, aber das es nach der Flut zwingend notwendig ist ihnen mindestens wieder zu helfen den vorher schon sehr armen Lebensstandart zu erreichen.

Wir konnten allen Projektfamilien die Zusage erteilen in einer Woche die Hilfe von uns zu bekommen. Einstimmig bedankten sich alle Menschen, Familienangehörige oder Besucher bei den Personen die dies ermöglichen!! Alle hatten Tränen in den Augen, das es draußen in der Welt Menschen gibt die ihnen hier in ihrem kleinen Ort die Hand reichen, um ihnen ein Stückchen aus der Not zu helfen.

Im Namen aller Beteiligten, Distriktregierung, Dorfleitung, Frauenunion, Jugendverband und Veteranenverband aber besonders im Namen der Familien die Unterstützung erhalten, möchte ich nochmal allen Helfern ihren absoluten Dank für diese so unglaublich wichtige Hilfe aussprechen.

Weiter Informationen und Bilder unter www.christianide.de

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